Singende Insekten
9 Käfige aus unterschiedlichen Materialien für verschiedene Insekten, 13 Werkzeuge und Objekte zur Pflege der Insekten, Literatur zum Umgang mit diesen Insekten; Video- und Audiokompilation zum Verhalten der singenden Insekten. Im Besitz des Künstlers
In China (und Japan) werden bestimmte Insekten: Gryllus, Cryl- lus testaceus walker, Katydids und Anaxipha pallidula in speziell dafür angefertigten Dosen und Schachteln gehalten, ernährt, gepflegt und zum „Singen“ (oder auch Kämpfen) gebracht. Die- ser von den Han-Chinesen entwickelte Umgang mit den Tieren hat eine eine etwa 1.200 Jahre lange Tradition, die bis zur Kul- turrevolution bestand und privilegierten Personen wie Intellek- tuellen, Künstlern und Politikern vorbehalten war, danach fast verschwand, doch nun wieder ohne Einschränkungen ausgeübt werden darf. Allerdings ging der spezifische Kontext dieser Be- schäftigung mit den Tieren verloren. Traditionell war sie eine von acht Fähigkeiten, die ein Gebildeter beherrschen musste: ein Instrument spielen, das Brettspiel Wei Qi beherrschen, Kalligra- phie und Zeichnen ausüben, Insekten halten und sie als Lehr- meister für bestimmte Gesänge von Vögeln trainieren, Gold- fische und Pflanzen züchten zu können. Speziell der Umgang mit den Insekten war und bleibt sehr aufwändig, ist hochgradig kultiviert und setzt besondere Kenntnisse und Fertigkeiten vo- raus. Gegenwärtig ist diese Form der Unterhaltung mit Tieren vor allem deshalb schwierig geworden, weil die hohe Belastung der Umwelt mit Pestiziden die Lebensräume der Insekten stark einschränkt und sie nur noch selten zu finden sind.
Die Insekten werden in den Dosen am Körper getragen und können bei guter Pflege drei bis sechs Monate alt werden. Die Käfige müssen täglich gereinigt werden. Dazu werden die Tiere in spezielle Transportbehälter verschoben; ein weiterer speziel- ler Käfig dient der Paarung; denn die männlichen Insekten sin- gen nur dann, wenn sie sexuell stimuliert werden.